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Artikelnummer:321571005054Ernst Geitlinger 1895-1972 München / Acryl Grün-Rot / Spätwerk 1970 konstruktiv. Angeboten wird ein Werk von Ernst Geitlinger TITEL: o.T. [Grün-Rot; nicht im WVZ von Roswitha Nees (1991), vgl. hierzu u.a. die Werke P 1054ff., sowie v.a. NP 231 (als Vergleichsabb. weiter unten)] TECHNIK: Acryl über
leichten Bleistiftvorzeichnungen; auf Aquarellkarton; am oberen Rand
durch zwei Klebestreifen unter Passepartout gesetzt ENTSTEHUNGSJAHR:
verso o.m. in Blei datiert "No.[vember?] [19]70" PASSEPARTOUTGRÖSSE: 100x70,1cm BLATTGRÖSSE: 73x49,7cm SIGNATUR: verso o.m. in Blei signiert "Ernst
Geitlinger" ERHALTUNGSZUSTAND: Blatt am oberen Rand durch zwei
Klebestreifen unter Passepartout gesetzt; partiell leichte Druckstellen;
am unteren Rand rechts minimaler Einriss (Länge etwa 2mm); im Bereich
o.r. leichte Quetschung; Blatt verso etwas farbfleckig; verso auf
Passepartout aufgeklebte Kopie der auf der Blattrückseite befindlichen
Signatur und Datierung 30,- ---1965
wurde Ernst Geitlinger pensioniert, nachdem er ab 1951 den Lehrstuhl
für Malerei und Grafik an der Kunstakademie München begleitete. In den
folgenden Jahren befasste er sich vermehrt mit künstlerischen
Ausdrucksmöglichkeiten einer nonfigurativen Abstraktion. Fläche,
Bildgrund und eingesetzte Zeichen treten in ein interagierendes System.
Zu diesem künstlerischen Spätwerk schreibt Lida v. Mengden: "Neben dem
Ungewöhnlichen mancher Farbformkonstellation scheint die Ursache für
diesen Eindruck von Bildautonomie in dem absoluten Primat des
Zeichencharakters im Bild zu liegen. Somit hat die Form, das Zeichen,
nicht allein ein Übergewicht über die Farbe - die Farbe färbt die Form
-, sondern auch über den konnotativen Bezugsrahmen des Werks, der,
sofern er noch vorhanden ist, in den Hintergrund tritt. Das Bild hat
seine mimetische Funktion endgültig abgeschüttelt" (Lida v. Mengden
(1991): Anmerkungen zu Ernst Geitlingers Spätwerk, in: Ernst Geitlinger
Gesellschaft, München (Hrsg.) (1991): Ernst Geitlinger. Werkverzeichnis
1924-1972; Verlag St. Johann; Saarbrücken; S. 35-38 [hier: 37). Im
vorliegenden Werk scheinen Farben (Rot und Grün), Formen (zwei
gespiegelte Röhrenformen) und Bildgrund (die signifikant große
Freifläche im oberen Blattbereich) den Betrachter anfangs vor Fragen der
Einordnung zu stellen und lösen damit unweigerlich Irritationen aus.
Geitlinger gibt keine Vorgaben, wie dieses Bild eingeordnet,
kategorisiert, geschweige denn interpretiert werden kann - so können die
beiden Farben miteinander in eine Relation treten, oder/und die
gespiegelten Formen können dies tun; und nicht zuletzt bleibt es eine
ganz eigene individuelle Entscheidung, ob man die Komposition als eine
schlichte zweidimensionale Fläche oder als einen, vielleicht durch den
freien oberen Bildgrund erweiterten, Raum begreifen möchte. So dezent
und minimalistisch diese konkrete Komposition auch auf den Betrachter
wirken mag, so schwierig aber auch lehrreich ist zugleich der Prozess
des Sehens, vor den man sich durch den Künstler rein als Individuum
gestellt sieht.---
Zu Ernst Geitlinger (13.02.1895 Frankfurt a.M. - 28.03.1972 Seeshaupt ): Maler,
Zeichner, Bühnenbildner; nach der Volksschule Besuch eines Internats in
Waldkirch (bei Freiburg); 1912 Oberrealabschluss; 1913 Umzug der
Familie nach New York; Beschluss Theatermaler zu werden, wozu sich
Geitlinger an der National Academy of Design einschreibt; 1914
Bekanntschaft mit Ernst „Putzi“ Hanfstaengl, der in New York eine
Malschule betreibt; bis 1918 arbeitet Geitlinger dort als Zeichenlehrer;
Bekanntschaft mit Winold Reiss, bei dem er seine Kunststudien fortsetzt
und in dessen Atelier er mitarbeitet; 1920 Heirat in New York mit
Martha Kartenkamp; 1922 Rückkehr nach Deutschland (München); 1922-31
Studium an der Kunstakademie München (bei Karl Caspar); bis 1929
verbringt Geitlinger die Sommermonate in New York und arbeitet dort als
Bühnenbildner; New York; ab 1929 in München ansässig; ab 1930 Atelier in
München; 1931 erste Einzelausstellung in der Galerie Weber (Berlin);
1932 Mitglied der Juryfreien; Einrichtung eines Ateliers übder dem
„Schwabingerbräu“ in der Feilitzschstraße 28; in den 1930er Jahren
Zusammenarbeit mit dem Maler Georg Hans Müller; 1933 politisch bedingte
Auswanderungspläne; 1935 zweite Heirat mit Marianne Isler, die Familie
wohnt in der Kurfürstenstraße 39; 1935 werden bei einer Ausstellung auch
Werke Geitlingers im Vorfeld der Eröffnung wieder abgehängt; 1936
Mitglied im Deutschen Künstlerbund; 1937 wird eine Arbeit Geitlingers
(„Schneelandschaft“, Aquarell) im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“
aus den Städtischen Museen Rostock beschlagnahmt; bis 1938 verschiedene
Emigrationsversuche in die USA, UdSSR, nach Kolumbien; Geitlinger erhält
keine Aufträge mehr, bereits ausgeführte Auftragsarbeiten für Verlage
werden abgelehnt; Geitlinger zieht sich in die „innere Emigration“
zurück; er ist tätig als Anstreicher und Posthilfsarbeiter; weiterhin
malt er heimlich weiter; um dem Kriegsdienst zu entgehen legt er am
12.03.1942 die Dolmetscherprüfung ab und wird in ein Gefangenenlager für
Briten nach Hohenfels (Oberpfalz) verlegt; weiterhin ist er malerisch
tätig; 1942 mietet Marianne Geitlinger ein Zimmer in Seeshaupt
(Hauptstr. 4) und führt einen Teil der Bilder ihres Mannes dorthin über;
am 10.03.1943 wird das Münchener Atelier bei einem Bombenangriff
zerstört; 1945 kurzzeitig in amerikanischer Kriegsgefangenschaft; Anfang
Juli 1945 Heimkehr und fortan ansässig in Seeshaupt; durch den
Kunsthistoriker Dr. Hans Helmut Klihm und dessen Ehefrau Erika konnte
Geitlinger neue Kontakte zu Sammlern und Museen knüpfen; Dezember 1945
erste Ausstellungsbeteiligung nach dem Krieg im Schaezler-Palais
(Augsburg); im Weiteren zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen;
1946 Mitbegründer der Künstlervereinigung „Neue Gruppe“; 1948 Teilnahme
an der Biennale in Venedig; 1949 Auftrag für das Bühnenbild und
Kostümentwürfe für Igor Strawinskys „Orpheus“ an der Bayerischen
Staatsoper; ab 1950 regelmäßig beteiligt an den Großen Münchner
Kunstausstellungen; 1951 Beitritt zu den Darmstädter und Frankfurter
Sezessionen; 1951-65 Professor an der Kunstakademie München; 1957
Italienreise; 1961 zwei Wandgestaltungen an der kaufmännischen
Berufsschule Fulda; 1965 Gründung der privaten Malschule „Atelier
Geitlinger“ in München; am 23.07.1983 gründen ehemalige Schüler
Geitlingers die „Ernst Geitlinger Gesellschaft“; 1991 kam durch
Schenkung ein Großteil des künstlerischen Nachlasses Geitlingers in den
Besitz der Stadt Neu-Ulm; Werke Geitlingers befinden sich u.a. im
Städel-Museum (Frankfurt a.M.), Sprengel-Museum (Hannover), in der
Pfalzgalerie Kaiserslautern, dem Museum Ludwig (Köln), den Bayerischen
Staatsgemäldesammlungen (München), dem Lenbachhaus (München), dem
Edwin-Scharff-Museum (Neu-Ulm), Saarland-Museum (Saarbrücken) ---
LITERATUR: NEES, Roswitha: Biographie, in: Ernst Geitlinger
Gesellschaft, München (Hrsg.) (1991): Ernst Geitlinger. Werkverzeichnis
1924-1972; Verlag St. Johann; Saarbrücken; S. 13-24 --- NEES, Roswitha:
Geitlinger, Ernst, in: „Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL),
Onlineversion, Künstler-ID: 00055491 --- PAPENBROCK, Martin (1996):
„Entartete Kunst“, Exilkunst, Widerstandskunst in westdeutschen
Ausstellungen nach 1945. Eine kommentierte Bibliographie; Weimar: VDG;
S. 454 --- SEIDENFADEN, Ingrid (1974): Einführung, in: Ernst Geitlinger
1895-1972 [Städtische Galerie im Lenbachhaus München, 10. Juli bis 1.
September 1974]; Christoph Dürr Verlag; München; unpag. ---
Internetseite der Ernst Geitlinger Gesellschaft (ernst-geitlinger.de)
Condition:Blatt am oberen Rand durch zwei Klebestreifen unter Passepartout gesetzt; partiell leichte Druckstellen; am unteren Rand rechts minimaler Einriss (Länge etwa 2mm); im Bereich o.r. leichte Quetschung; Blatt verso etwas farbfleckig; verso auf Passepartout aufgeklebte Kopie der auf der Blattrückseite befindlichen Signatur und Datierung
Zeitraum:1950-1999
Motiv:Konstruktiv
Technik:Acryl
Kunststil:Konstruktivismus
Original/Reproduktion:Original der Zeit
Produktart:Gemälde
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